Wissenswertes aus der Geschichte
Im Jahre 1996 beging Eisenberg seine 800- Jahr- Feier, aber die Wurzeln unserer Region reichen bis in die Altsteinzeit zurück. Später gründeten die Slawen nördlich der heutigen Stadt eine Siedlung mit dem Namen Donitzschkau. Daraus entstand die Altstadt. Die neue Stadt wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts planmäßig angelegt und durch Otto den Reichen ummauert. Die Stadtrechtsverleihung im Jahre 1274 durch Albrecht den Entarteten soll mit der Heirat einer Kunigunde von Eisenberg zusammenhängen.
Bis 1485 verblieb die Stadt in Meißner Besitz, dann trennte sich das Haus Wettin in die albertinische und die ernestinische Linie. Letztere bekam Eisenberg, verlor die Stadt aber im Schmalkaldischen Krieg kurzzeitig an die liebe Verwandtschaft. Der ernestinische Spross Christian erwählte die Stadt 1675 zu seiner Residenz und nannte sich fortan Herzog von Sachsen-Eisenberg. Er baute das vorhandene Schloss um und errichtete mit der Schlosskirche die schönste Barockkapelle Thüringens. Nach dem Tode Christians 1707 kam Eisenberg - typisch für Thüringer Verhältnisse - in wechselnden Besitz, bis die Stadt 1921 dem Land Thüringen zugeordnet wurde. Seit 1952 ist Eisenberg Kreisstadt und mit der Gebietsreform 1994 auch Verwaltungssitz des aus drei Landkreisen gebildeten Saale-Holzland-Kreises. Der Verwaltungssitz befindet sich im Schloss Christiansburg.
Mohrensage
Über den ältesten Brunnen der Stadt, der auf dem kleineren Teile des durch Rathaus und Kirche in zwei ungleich große Flächen geteilte Marktplatzes, erhebt sich ein Mohr mir einer Binde über den Augen und in der Hand ein Trinkgefäß haltend. Dieser wurde aus einem einzigen Stück groben Sandsteins kunstvoll gearbeitet. An schönen Sommertagen springt ein Strahl Wasser weit hinauf in die blaue Luft. Seit dem Jahre 1727 steht das alte Steinbild hinter dem Rathaus. Dem alten Mohrenbilde ist aber eine besondere Ehre geschehen. Sein Kopf mit der Binde über den Augen ist nebst drei Türmen in das Stadtwappen übergegangen. Der Mohr selbst aber das Wahrzeichen der Stadt geworden. Wie die Sage berichtet, hat sich das so zugetragen...
Vor vielen hundert Jahren, als noch die Grafen von Eisenberg in dem alten Schlosse hausten, hatte sich einer dieser Grafen von einem Kreuzzuge nach dem Heillgen Lande nach der Sitte der damaligen Zeiten einen Mohren als Diener mitgebracht. Wegen ihrer Treue waren die Mohren hoch geschätzt. Lange Zeit hatte er nun auch dem Grafen treu und ehrlich gedient, als eines Tages dessen Gemahlin ihre kostbare, goldene Kette vermisste und trotz allen Suchens nicht wiederfinden konnte. Von den gräflichen Dienern war an dem Tag, an dem die Kette verloren ging, nur der Mohr um die Gräfin und in deren Zimmer gewesen. Auf diesen fiel daher sogleich der Verdacht, die verschwundene Kette entwendet zu haben. Auf der Stelle wurde er verhört, gefangengenommen und obwohl er unter Tränen und Flehen seine Unschuld beteuerte, zum Tode verurteilt. Die Vollziehung des Urteils wurde noch auf denselbigen Nachmittag festgesetzt.
Als die Stunde der Enthauptung des sonst treuen und ergebenen Dieners herannahte und viel Volk sich vor dem Palaste versammelte, um den armen Sünder sterben zu sehen, ward es der Gräfin ängstlich und schwer ums Herz. Sie zog sich allein in ihr Gemach zurück und suchte ihr klopfendes Herz zu beruhigen. Da fiel ihr Auge auf das schwere Gebetbuch, das dort am Fenster auf dem kleinen kunstvoll geschnitzten Betschemel lag. Sie kniete nieder und löste hastig die schweren Goldspangen, die das Buch geschlossen hielten und jetzt mit scharfem Geräusch aufsprangen. Da, wie sie einige Blätter umgeschlagen hatte, klirrte es plötzlich, und aus den Blättern heraus fiel ihr zu Füßen die verlorene Kette. Entsetzt fuhr sie empor. Der Mohr war also doch nicht ein Dieb, er war unschuldig, und unschuldig sollte er gerade jetzt sein Leben um ihretwillen hingeben. Rasch stürzte sie davon und entsandte die wenigen im Palast gebliebenen Diener nach dem Richtplatz. Es war noch nicht zu spät gewesen.
Der Graf schenkte dem Mohren die Freiheit. Um aber seine grundlos geschändete Ehre wieder herzustellen, nahm der Graf den Kopf des Mohren mit der Binde über den Augen in sein Wappen auf. Zur ewigen Erinnerung an die berichtete Geschichte stellten später die braven Väter der Stadt dem armen Mohren über ihrem ältesten Brunnen ein steinern Standbild auf: das Wahrzeichen der Stadt Eisenberg.
Quelle: Heinecke, Paul und Ost, Gerhard (1988). Holzlandsagen (8. Aufl.). Eisenberg: Rat des Kreises.
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